8.10.2023

Die DPV ist bestürzt und tief betroffen von den terroristischen Angriffen der Hamas und
der Hisbollah auf die Bevölkerung Israels. Wir sind in Sorge um das Leben und die
physische und psychische Gesundheit aller Menschen, die von den hinterhältigen
Attacken nichts ahnend betroffen sind.
Wir verurteilen diese Angriffe gegen unschuldige Menschen und fordern eine sofortige
Beendigung der brutalen Gewalt gegen Israel.
Vor dem Hintergrund unserer Geschichte sehen wir uns als Deutsche dem Volk Israel
gegenüber in einem besonderen Verantwortungsverhältnis und fühlen uns mit den
Kolleginnen und Kollegen dort in diesen Tagen der Angst und des Schmerzes in
Freundschaft verbunden.
Unser Mitgefühl gilt allen in der Region, die jetzt zu Opfern werden. Wir hoffen auf einen
echten Friedensprozess in der Zukunft, in dem die berechtigten Interessen aller Beteiligten
Berücksichtigung finden.

Für den Geschäftsführenden Vorstand der DPV
Thomas Beier
Vorsitzender

29.8.2025

Am 8. Oktober 2023 haben wir die obenstehende Stellungnahme veröffentlicht.
Seit dem Überfall von Hamas gemeinsam mit dem Islamischem Jihad und Al-Qassam
Brigaden auf Israel ist viel geschehen.

Mit unserer erneuten Erklärung möchten wir daran festhalten, dass das Leben und Leiden
aller Opfer auf allen Seiten des Konflikts und des Krieges uns berühren und uns angehen.
Sowohl das Ausmaß der Zerstörung am 7. Oktober vor allem im Süden Israels als auch in
der Folge in Gaza sowie die Auswirkungen in der Westbank erschüttern uns tief.
Die ganze Region erleidet eine Traumatisierung, von der Heilung schwer vorstellbar ist
und die, soweit möglich, nach unseren Erkenntnissen über transgenerationelle
Traumatisierung mehrere Generationen beanspruchen dürfte. Insbesondere sind wir
besorgt um das Ausmaß, in dem von Anfang an Alte, Frauen und Kinder unterschiedslos
von der brutalen Gewalt mit betroffen waren und sind.

Die Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen in Israel, mit denen wir teilweise durch
verschiedene Kooperationen verbunden sind, die ebenso wie die Bevölkerung in Israel
mehr oder minder direkt von dem Überfall am 7. Oktober betroffen waren und sind und die
sich seither um Linderung des Leids der Überlebenden, der Angehörigen von Opfern, der
zurückgekehrten Geiseln und der Angehörigen der Geiseln, die sich weiter ihren Peinigern
ausgeliefert in Gefangenschaft befinden, bemühen, können wir nicht hoch genug
einschätzen. Viele von ihnen begleiten arabische und / oder muslimische und christliche
Familien, die teilweise in gleicher Weise Opfer des Massakers und der Verschleppungen
wurden. Einige bemühen sich, mit ärztlichen und psychologischen Kollegen in Gaza
im Kontakt zu bleiben.

Wir bleiben mit ihnen in Beziehung und wissen um ihre schon vor dem Überfall geübte und
seither anhaltende Kritik an den antidemokratischen Tendenzen ihrer Regierung, um die
tiefe Traumatisierung der Bevölkerung wie unserer Kollegen durch die Folgen des
Massakers ebenso wie um ihr Leiden und ihre Verzweiflung angesichts der Kriegsführung
ihrer Regierung, mit hohen Opferzahlen, Hungersnot, und der weitgehenden Zerstörung,
sowie angesichts der Verletzung von Humanität und Ethik, von allem, was unserem
Berufsstand überall in der Welt, wie in Israel und in Gaza, gemeinsam ist: die Achtung und
Bewahrung menschlichen Lebens, die Förderung von Lebens- und
Entwicklungsmöglichkeiten.

Wir teilen das Entsetzen, dass das Leben der Geiseln nicht zu zählen scheint, dass es mit
jedem Tag, den der Krieg fortgesetzt wird, weiter bedroht wird, nicht allein durch Folter und
Misshandlung in Gaza, auch durch die destruktive Vorgehensweise der eigenen
Regierung.

Wir teilen mit ihnen und Kollegen weltweit ebenso das Entsetzen über die Ausweglosigkeit
und Hoffnungslosigkeit, die der Krieg in seiner grenzenlosen Destruktivität über die
Bevölkerung und unsere psychologischen und ärztlichen Kollegen in Gaza und an
anderen Orten in der Region bringt.

Wir haben keine Vorschläge zu Lösungen dessen, was derzeit auf den verschiedenen
Ebenen so unlösbar scheint.

Aber wir wollen versuchen, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, die Dynamik
hinter diesen destruktiven Prozessen mit all denen, die dazu bereit sind, zu verstehen.

Vor allem wollen wir unseren Anteil an Projektionen, Spaltungen, Falschurteilen und
Falschbeschuldigungen wahrnehmen und verstehen lernen, mit denen wir zur
Unlösbarkeit dieses Elends beitragen. Als notwendig erachten wir hierfür das Schaffen von
Räumen für Kontakt, offenen Austausch, Austragen von Konflikten und Dialog.

Wir hoffen so, unserer Aufgabe und unserer Verantwortung als Psychoanalytikerinnen und
Psychoanalytiker in Deutschland, die wir international mit Kolleginnen und Kollegen in der
EPF in Europa und darüberhinaus weltweit in der IPA verbunden sind, gerecht zu werden.

Wir hoffen auf Entwicklungen hin zu friedlichen Verhältnissen, in denen die Opfer und
Verluste auf allen Seiten gemeinsam betrauert werden können, auf dass Wege für ein
Zusammenleben der verschiedenen Völker gefunden und beschritten werden.

Für den geschäftsführenden Vorstand der DPV
Dorothee von Tippelskirch-Eissing
Vorsitzende

Sigmund Freud

Und endlich ist nicht zu vergessen, daß die analytische Beziehung auf Wahrheitsliebe, d.h. auf Anerkennung der Realität gegründet ist.

1937c, Die endliche und die unendliche Analyse, GW 16, S. 94